Red Bull hat die Legalität der aktiven Spurverstellung von Mercedes (DAS) angezweifelt und nach dem Freien Training in Spielberg Protest bei der FIA eingelegt. Doch die Stewards stuften die Technik als legal ein.
Kaum ist die Formel 1 in Spielberg gestartet, gab es direkt auch schon den ersten offenen Streit. Wie schon vor dem Rennwochenende angekündigt hinterlegten die Verantwortlichen von Red Bull einen offiziellen Protest bei der FIA, weil das "Dual Axis Steering" (DAS) von Mercedes ihrer Meinung nach nicht dem Reglement entspreche.
Die aktive Spurverstellung, die von den Mercedes-Piloten während der Fahrt durch das Herausziehen bzw. Schieben des Lenkrads betätigt wird, verstoße nach Ansicht von Red Bull gegen die Artikel 3.8 sowie 10.2.3 des technischen Formel-1-Reglements. Dadurch seien die Silberpfeile mit dem System illegal unterwegs, so die Schlussfolgerung.
FIA folgt Mercedes-Argumentation
Artikel 3.8. beinhaltet, dass sich die Aerodynamik des Autos während der Fahrt nicht ändern darf. Laut Red-Bull-Argumentation wird mit der Spur der Vorderräder aber auch gleichzeitig die Fahrzeughöhe und damit die Luftströmung um das Auto herum beeinflusst.
Artikel 10.2.3. schreibt darüber hinaus vor, dass die Aufhängung des Autos während der Fahrt nicht verstellt werden darf. Red Bull sieht das "DAS"-System als ein Teil der Aufhängung an, während Mercedes die Technik als Bestandteil der Lenkung sieht, was rechtlich einen entscheidenden Unterschied macht.
Um 0.30 Uhr, also knapp sechseinhalb Stunden nach Annahme des Protests, verkündeten die FIA-Kommissare schließlich das Ergebnis ihrer Untersuchung. In der sechsseitigen Urteilsbegründung folgten die Stewards weitesgehend der Argumentation von Mercedes. Demnach handele es sich beim "DAS" um ein Lenksystem, wenn auch nicht um eine konventionelle Lenkung.
DAS-System nicht Teil der Aufhängung
Ein Grund für diese Annahme sei, dass sich die Fahrtrichtung beim normalen Lenken je nach Einstellung der Spurwerte ändere. "DAS" nimmt somit Einfluss auf die Fahrtrichtung, es tritt ein sogenannter Lenkeffekt ein. Genau wie die normale Lenkung wird "DAS" zudem durch die Kraft des Fahrers bedient, unterstüzt nur durch eine Hydraulik.
Mit der Einstufung von "DAS" als Teil der Lenkung war es auch irrelevant, dass die Spurverstellung Auswirkungen auf die Aerodynamik hat. Auch das normale Lenken bleibt ja nicht ohne Einfluss auf die Luftströmung. Doch in puncto Lenkung sieht das Reglement Ausnahmen vor, die zum Beispiel bei der Aufhängung nicht gelten würden.
Dass die FIA-Kommissare das System als legal einstuften, war am Ende keine große Überraschung. Schließlich hatte Mercedes den Lenkrad-Trick in enger Abstimmung mit den Technik-Experten des Weltverbands entwickelt und nach diversen Änderungswünschen immer wieder angepasst.
Red-Bull-Kopie in Arbeit
"Das System ist sehr kompliziert und sehr clever. Wir wollen einfach klarstellen, was erlaubt ist und was nicht", verteidigte Red-Bull-Teamchef Christian Horner das Vorgehen. Nach Informationen von auto motor und sport hat Red Bull bereits selbst eine Kopie des Mercedes-Systems im Köcher, die noch diese Saison zum Einsatz kommen soll.
Für die meisten anderen Teams war ein Nachbau zu teuer und zu zeitaufwändig. Außerdem ist immer noch nicht klar, wie viel "DAS" wirklich bringt und in welchen Situationen es genau eingesetzt wird. Klar ist nur, dass mit der Verstellung der Spur die Reifentemperaturen besser kontrolliert werden können.
Onboard-Aufnahmen aus dem Spielberg-Training zeigten, dass die Mercedes-Piloten den Technik-Trick regelmäßig in den Outlaps vor einer schnellen Runde angewendet haben. Es sieht so aus, als würde mit der Spurverstellung schneller Hitze im Gummi generiert werden können, was vor allem im Qualifying einen Vorteil bringen würde.
July 04, 2020 at 06:48AM
https://ift.tt/2D5imgd
Mercedes DAS-System ist legal: Red-Bull-Protest abgeschmettert - auto motor und sport
https://ift.tt/38imGnW
Mercedes
No comments:
Post a Comment