Beim Großen Preis von Österreich ist leicht zu erkennen, wem das Land des dreifachen Weltmeisters Niki Lauda den Status als Comeback-Strecke der Formel 1 zu verdanken hat. Die 15 Meter hohe Bullen-Statue zu Ehren eines Getränkeherstellers aus Fuschl am See ist weithin zu sehen. Red Bull ist stolz darauf, mit der Strecke in der Steiermark erster Gastgeber der Saison 2020 in der Formel 1 zu sein.
Ergänzend dazu will auch der Rennstall von Red Bull zurück an die sportliche Spitze. Seit Sebastian Vettel von 2010 bis 2013 vier Weltmeistertitel für das Ende 2004 gegründete Team gewann, kam Red Bull gegen die Hybrid-Dominanz von Mercedes nicht mehr an. Das ging auch Ferrari so, die Scuderia wird nun aber mehr und mehr zum echten Problemfall der Formel 1. In diese Lücke wollen die Österreicher stoßen - und im Idealfall Mercedes gleich mit überholen.
So hat das bei Red Bull im Vorfeld des um fast vier Monate verschobenen Saisonstarts niemand geäußert, die Angriffslust abseits der Strecke spricht jedoch eine andere Sprache. Los ging es am Freitag nach dem zweiten Trainingslauf, als das Team von Jungstar Max Verstappen beim Motorsport-Weltverband Fia erfolglos Protest gegen die neue Lenkung von Mercedes einlegte. Das sogenannte DAS-System entspräche nicht den Regularien. Dieser Einspruch war erwartet worden. Red Bull wollte entweder den Konkurrenten schwächen oder die Sicherheit bekommen, die Methode kopieren zu dürfen.
Zweiter Protest kurz vor Rennbeginn
In der Formel 1 ist es durchaus üblich zu protestieren. Technische Innovationen werden mit Argusaugen betrachtet, überraschende Erfolge sofort hinterfragt. Es ist ein Wettlauf, nicht nur auf der Strecke. Trotzdem war es bemerkenswert, als Red Bull am Sonntag - wenige Stunden vor Rennbeginn - mit einem zweiten Einspruch aufwartete. Weltmeister Lewis Hamilton, der beim Sieg von Teamkollege Valtteri Bottas mit Platz vier ein ungewohnt schlechtes Ergebnis ablieferte, soll im Qualifying eine Gelbe Flagge übersehen und nicht genügend abgebremst haben. Nach einer Untersuchung der Rennstewards blieb Hamilton zunächst straffrei.
Red Bull lieferte Videomaterial mit einer anderen Perspektive und forderte eine Bestrafung Hamiltons. Der Brite wäre auf Platz zwei direkt vor Verstappen ins Rennen gegangen, es gab also durchaus eine sportliche Motivation für das Nachkarten. Mit Erfolg, Hamilton wurde 40 Minuten vor dem Start auf Platz fünf zurückgestuft, Verstappen stand somit neben Bottas in der ersten Startreihe. "Samstag war der einzige Tag, an dem Red Bull nicht gegen uns protestiert hat", hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor dem Rennen bei Sky gesagt.
Albon geht gegen Hamilton der Platz aus
Es blieb nicht beim Konflikt neben der Strecke. In der Schlussphase des Rennens, als sowohl Hamilton als auch Sieger Bottas mit Balance-Problemen an ihren Boliden zu kämpfen hatten, wagte Alex Albon den Angriff auf den Weltmeister. Die Nummer zwei von Red Bull, talentiert, aber in der Rangfolge klar hinter Verstappen, ging in der 60. von 71 Runden außen an Hamilton vorbei. Der Routinier ließ zu wenig Platz und so kam es zur Kollision. Albon fiel weit zurück und schied kurz darauf aus, Hamilton fuhr weiter - bekam aber eine Fünf-Sekunden-Strafe und wurde auf Platz vier zurückgestuft.
"Ich muss vorsichtig sein, was ich sage", so Albon nach dem Rennen. "Ich glaube aber wirklich, wir hätten dieses Rennen leicht gewinnen können." Dafür hätte der 24-Jährige auch noch Bottas überholen müssen - reine Spekulation also. Der Frust wiederum ist verständlich, denn schon beim Rennen in Brasilien 2019 war es im Kampf um Platz zwei zu einer Kollision zwischen Hamilton und Albon gekommen. Auch damals war Hamilton der Verursacher, wurde mit fünf Sekunden bestraft - und Albon fiel aus den Punkten.
Für Red-Bull-Berater Helmut Marko liegt der Fehler im Strafensystem. "Wenn jemand so offensichtlich schuldig ist und dann nur eine Zeitstrafe von fünf Sekunden kriegt und dadurch auch noch in den Punkten bleibt, dann ist das einfach nicht gerecht", sagte Marko im ORF. "Ob er jetzt Zweiter oder Vierter wird, wo ist da der Unterschied? Unser Rennen hat er aber komplett ruiniert."
Verstappen war zu diesem Zeitpunkt schon lange zurück in der Garage, der Niederländer musste seinen Wagen bereits in der elften Runde mit Elektronikproblemen abstellen. Am Ende gewannen die streitbaren Österreicher: null WM-Punkte. Mercedes führt die Konstrukteurswertung mit 37 Zählern an. Bereits in einer Woche hat Red Bull - wieder auf der Heimstrecke - die Chance zur Revanche.
In einer früheren Version hieß es, Niki Lauda sei zwei Mal Weltmeister geworden. Diesen Fehler haben wir korrigiert.
July 06, 2020 at 01:29PM
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Red-Bull-Konflikt mit Mercedes in der Formel 1: Nur beim Protestieren auf Platz eins - DER SPIEGEL
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