Vor 30 Jahren suchte der Sportwagenhersteller Porsche nach Auslastung. Und machte für Mercedes aus der bürgerlichen Taxi-Klasse W124 ein wildes Tier namens 500 E. Die Limousine war die damals weltweit stärkste Mittelklasse – und wurde zum Vorläufer der heutigen AMG-Modelle.
Porsche benötigte Anfang der 80er-Jahre frische Einnahmen, um die Absatzkrise der alternden Transaxle-Sportwagen vergessen zu machen. Und die Marke mit dem Stern suchte eine schnelle Antwort auf die wachsende Konkurrenz von Audi, BMW und Lancia. Und tatsächlich war keiner dieser Tempobolzer der Wucht gewachsen, die der optisch dezente Mercedes 500 E über einen brutal starken 5,0-Liter-V8 auf die Straße brachte.
Vehemente Fahrleistung
Optisch trug der 500 E den Nerz nach innen, war er doch seinen millionenfach gebauten Schwestermodellen nur durch die geringfügig voluminöseren Kotflügel mit 16-Zoll-Alurädern, die große Bugschürze mit integrierten Nebelleuchten und die um 2,3 Zentimeter tiefer gelegte Karosserie zu unterscheiden. Aber nach dem Dreh des Zündschlüssels erwachte ein großes, unter Volllast vernehmlich fauchendes Raubtier zum Leben; mit 326 PS unter der Motorhaube, wo sonst auch der 75 PS Vierzylinder des Typ 200 D wirkte.
Die damals hochmoderne Viergangautomatik des 500 E wechselte die Gänge fast ruckfrei und passte damit zu dem souveränen Umgang des 4,75 Meter langen Liners mit Fahrbahnunebenheiten, die an der Hinterachse durch aufwendige Stoßdämpfer mit automatischer Niveauregulierung geglättet wurden. Trotzdem markierte der 500 E seine Position im Mercedes-Portfolio und am Markt natürlich vor allem über die vehementen Fahrleistungen: Die elektronisch abgeregelte Höchstgeschwindigkeit betrug 250 km/h und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h wurde mit 5,9 bis 6,1 Sekunden angegeben – sie lag damit fast auf dem Niveau reinrassiger Supersportler à la Ferrari Testarossa.
Kooperation mit AMG
Klar, dass sich der 500 E auf der Kostenseite ebenso dramatisch von einem 200 D differenzierte. Die Preisliste des V8-Viertürers begann bei 134 520 Mark, dafür gab es rechnerisch 3,5 Diesel-Taxis und sogar der neue BMW M5 war um ein Drittel billiger. Gar nicht zu reden vom Kraftstoffkonsum der trotz überraschend hoher Nachfrage nur in kleiner Stückzahl – insgesamt lediglich 10 479 Einheiten – gebauten Hochleistungslimousine, der zwischen 12 und 17 l/100 km lag.
Zum Ende des Lebenszyklus legte Mercedes bei der Leistung sogar noch einmal nach. 1992 hielt der in Affalterbach geschliffene Hochkaräter E 60 AMG Einzug in die Schauräume. Mit 381 PS aus dem auf 6,0 Liter vergrößerten V8 war dieser Viertürer ein frühes Ergebnis der seit 1990 bestehenden Kooperation zwischen Mercedes und AMG.
August 29, 2020 at 10:03AM
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Der 500 E: Als Porsche einen Mercedes baute - Nordwest-Zeitung
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