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Deshalb kollidiert die B-Klasse mit der Erwartungshaltung
Was erwarten Sie eigentlich von einem Mercedes? Fortschrittliche Technik, viel Komfort, perfekte Verarbeitung – ein nobles Gefühl auf jeder Fahrt? Betrachten wir einmal gemeinsam, wie die dritte Generation der B-Klasse diese Vorzüge präsentiert.
Wann waren Sie zuletzt in einem Mercedes-Pkw unterwegs, in dem bei Autobahnrichtgeschwindigkeit kein Gespräch in Zimmerlautstärke mehr möglich war? Der zwanzigjährige Diesel-Daimler des Autors dieser Zeilen errichtet solche akustischen Hürden nicht. Auch schließen seine Türen so satt, wie es von einem Wagen mit Stern erwartet wird. Die B-Klasse hier verlangt häufiger mal einen zweiten Schließversuch. Dies ist keine "Früher war alles besser"-Predigt, jedoch weist ausgerechnet die bei älteren Kunden sonst so geschätzte B-Klasse einige Defizite auf, die wir von Mercedes-Benz normalerweise nicht kennen.
*Preise: Stand 17.04.2020
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Schon gewöhnliches Radiohören wird zur Nervensache
Die Gesamtheit der B-Klasse-Schwäche sorgt für Frust
Immerhin bietet die B-Klasse dabei eine Elektronikarchitektur für Fahrassistenz und Infotainment, die ihre flacheren Geschwister zu den wohl besten aktuellen Kompaktwagen macht, richtig? Richtig. Jedoch zeigte die Abstimmung der neuesten Testwagen eine derart aufgekratzte Sicherheitshaltung, dass etwa bei vielen Verkehrsinseln die Auffahrwarnung anspricht oder der Abstandstempomat selbst auf höchster Distanzstufe noch in die Eisen geht, während der Fahrer schon den Blinker gesetzt hat, um den vorausfahrenden Lkw zu überholen. Bei jedem Start muss die Gurtanzeige für die Rücksitzbank im Kombiinstrument weggedrückt werden, sogar wenn dort mal nicht die Jacke des Fahrers liegt. Diese Kritikpunkte betreffen derzeit alle Kompaktmodelle aus Stuttgart. Vielmehr ist es die Gesamtheit der B-Klasse-Schwächen, die den Fahrer mit hohen Erwartungen auf die Palme bringt. Noch ein Beispiel: Das Fahrwerk arbeitet prinzipiell flauschig weich – so wünschen wir uns das auch. Jedoch geht dies mit einem schunkeligen Kurvenverhalten einher, was schnell störend wirkt. Die relativ großen Aluräder der Testwagen sorgten zudem für ein eher ruppiges Ansprechen auf kurze Stöße wie beispielsweise Querfugen im Asphalt oder Kanaldeckel. Immerhin ließe sich dies vermutlich durch die Wahl der kleineren Serienräder vermeiden. Zum Fahrwerk sei außerdem erwähnt, dass in den schwächeren B-Klassen statt einer Mehrlenkeraufhängung nur eine einfache Verbundlenker-Hinterachse sitzt. Angesichts des hohen Kaufpreises halten wir das für unangemessen.
Das Platzangebot liegt zwischen Golf Sportsvan und Touran
Allen B-Klassen gleich ist die für langbeinige Fahrer ungünstige Sitzposition. Der prägnante Armaturenträger rückt die Insassen relativ weit nach hinten. Pedale und Lenkrad bleiben dabei zu weit vorn. Immerhin bietet die B-Klasse ansonsten aber ein so durchdachtes Raumkonzept, dass auch im Fond noch relativ viel Platz bleibt. Insgesamt lässt sich das Platzangebot zwischen dem eines Golf Sportsvan und dem eines Touran einordnen, allerdings sind diese etwas variabler als der B. Hier gibt es einen Ladeboden, der sich in zwei Höhen arretieren lässt. Gut so, nur passt die im Testwagen mitgelieferte Kofferraummatte nur in einer der zwei Positionen – Murks! Liebes Mercedes-Team, ihr seid es vielleicht nicht gewohnt, aber die Konkurrenz baut im Falle der B-Klasse rundum bessere und praktischere Autos. Das wird Käufern spätestens nach einer gewissen Eingewöhnungsphase bewusst, wenn der Start-Stopp-Knopf ähnlich derangiert aussieht wie die Unterseite der Frontschürze – Ersterer, weil die Bedruckung nicht abriebfest ist, Letztere, weil die B-Klasse schlicht zu wenig Bodenfreiheit besitzt und ständig aufsetzt.
Die C-Klasse ist für Vielfahrer eine sinnvolle Alternative
Die Bordelektronik kann so einiges
Die umfangreichen Fähigkeiten der sehr modernen Bordelektronik sollten indes genutzt werden. Hier raten wir an erster Stelle zum Premium-Navipaket für 1660 Euro. Es vergrößert Kombiinstrument (immer digital) und Navidisplay auf jeweils 10,25 Zoll und bietet eines der besten Navigationssysteme, die es derzeit auf dem Markt gibt. Dazu ein Muss: die Augmented-Reality-Funktion für weitere 297 Euro, die Abbiegehinweise mittels Kamera in das Realbild einblendet. Kein Muss, aber sehr angenehm und ebenfalls bestens bedienbar: Das Head-up-Display für 1178 Euro. Leider gelang es diesem bei zweien unserer Testwagen nicht scharfzustellen, vermutlich eine Einstellungssache. Eine sinnvolle Kombination bietet das Komfortpaket für 1654 Euro mit elektrischer Heckklappe, Spiegelpaket, Totwinkelwarner, Rückfahrkamera, Lordosenstütze und beheizter Scheibenwaschanlage. Nach aktuellem Stand können Sie sich die 428 Euro für Keyless-Go sparen. Sämtliche Testwagen der A-Klasse-Plattform nervten mit unzuverlässig arbeitenden Verriegelungsfeldern. Auch Derartiges sind wir von Mercedes nicht gewohnt.
Die meisten Schwachstellen wären einfach zu beheben
Möglicherweise fühlt sich mancher durch unser kritisches Urteil auf den Schlips getreten, doch gerade bei einer so prestigeträchtigen Marke wie Mercedes erwartet der Käufer doch wenigstens ein annähernd fehlerfreies Auto, was die B-Klasse zumindest derzeit nicht ist. Es bedürfte lediglich einiger Abstimmungsarbeit an Fahrwerk, Elektronik und Co., um die meisten Schwachstellen zu beseitigen. Wir hoffen, dass Mercedes dafür genügend Gespür beweist und schon bald nachbessert. Sollten Sie uns nicht glauben, konsultieren Sie doch mal einige Internetforen von Fahrern aktueller A- und B-Klassen zur Funktion des Spurhalteassistenten. Überfahren Sie je nach Verkehrssituation eine Spurbegrenzung, wie es etwa auf kurvigen Landstraßen oder in größeren Kreuzungsbereichen vorkommt, sprechen die Bremsen auf der jeweiligen Kurveninnenseite rabiat an. Laut Mercedes soll dies den Kurs in die richtige Richtung korrigieren. Für den Fahrer entsteht eher der Eindruck eines Unfalls oder eines Defekts. Eine so unerwartete und starke Bremsung gefährdet den Verkehr. Übrigens: Zur Richtungsänderung eines Autos im öffentlichen Straßenverkehr wird üblicherweise die Lenkung benutzt, nicht die Bremse – aber das wussten Sie sicher schon.
Zu guter Letzt vergeben wir dennoch ein Lob, das sogar mit klassischen Mercedes-Tugenden zusammenhängt. Ist ein Tempo von etwa 145-150 km/h erreicht, wird der Wagen verblüffenderweise nicht mehr lauter. Auch ist dies der Bereich, wo das wogend-weiche Fahrwerk in Zusammenspiel mit der sehr präzisen Lenkung ein besonders angenehmes Autobahnfahren ermöglicht. Immerhin hier fühlt sich die B-Klasse dann doch wieder an, wie es sich für einen Mercedes gehört – nur eben etwas lauter.
Modellpalette | ||
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B 160 | B 180 | |
Motor / Hubraum | R4-Turbo / 1332 cm3 | R4-Turbo / 1332 cm3 |
Getriebe (man. | automat.) | 6-Gang | – | 6-Gang | 7-G.-Doppelkupplung |
kW (PS) bei 1/min | 80 (109) / 5500 | 100 (136) / 5500 |
Nm bei 1/min | 180 / 1375-3500 | 200 / 1460-4000 |
Höchstgeschwindigkeit | 198 km/h | 212 km/h |
0–100 km/h | 11,3 s | 9,4 s |
Normverbrauch (Mix) | 5,7 l S | 5,6 l S |
Abgas CO2 | 131 g/km | 127 g/km |
OPF • SCR-Kat.* / AdBlue-Tankgröße | ja • – | ja • – |
Grundpreis | 28.143 | – Euro | 29.779 | 31.873 Euro |
Fazit | Basis sorgt hier für eine Spur mehr Souveränität. Auch mit Automatik erhältlich. Hier fängt der B an, teuer zu werden. | Ein kleines Leistungsplus gegenüber der Basis sorgt hier für eine Spur mehr Souveränität. Auch mit Automatik erhältlich. Hier fängt der B an, teuer zu werden. |
Ökotrend-Wertung | 2- | 2- |
B 200 | B 220 | |
Motor / Hubraum | R4-Turbo / 1332 cm3 | R4-Turbo / 1991 cm3 |
Getriebe (man. | automat.) | 6-Gang | 7-G.-Doppelkupplung | – | 7-G.-Doppelkupplung |
kW (PS) bei 1/min | 120 (163) / 5500 | 140 (190) / 5500-6100 |
Nm bei 1/min | 250 / 1620-4000 | 300 / 1600-4000 |
Höchstgeschwindigkeit | 223 km/h | 239 km/h |
0–100 km/h | 8,5 s | 7,1 s |
Normverbrauch (Mix) | 5,9 l S | 6,2 l S |
Abgas CO2 | 134 g/km | 141 g/km |
OPF • SCR-Kat.* / AdBlue-Tankgröße | ja • – | ja • – |
Grundpreis | 31.475 | 33.569 Euro | – | 37.556 Euro |
Fazit | Trotz dröhnigem Laufgeräusch (wohl ein Dämmungsproblem, es gilt für alle) der harmonischste Antrieb im B. Die Werksverbräuche sind Märchen. Realer: 7 Liter. | Am wenigsten empfehlenswert; Den Allrad braucht im B kein Mensch, der Wagen liegt viel zu tief, um im Schnee zu funktionieren. B 250 ist kaum teurer. |
Ökotrend-Wertung | 2- | 3+ |
B 250 | B 250e ** | |
Motor / Hubraum | R4-Turbo / 1991 cm3 | R4-Turbo + Elektro / 1332 cm3 |
Getriebe (man. | automat.) | – | 7-G.-Doppelkupplung | – | 8-G.-Doppelkupplung |
kW (PS) bei 1/min | 165 (224) / 5500 | 160 (218) / 5500 (System) |
Nm bei 1/min | 350 / 1800-4000 | 450 / 1620-4000 (System) |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 188 km/h |
0–100 km/h | 6,4 s | 6,8 s |
Normverbrauch (Mix) | 6,3 l S | 1,4 l S |
Abgas CO2 | 143 g/km | 32 g/km |
OPF • SCR-Kat.* / AdBlue-Tankgröße | ja • – | ja • – |
Grundpreis | – | 38.930 Euro | noch nicht bekannt |
Fazit | Technisch identisch mit dem B 220 4Matic, gibt es den 250er mit oder ohne Allrad, aber stets mit satter Leistung. Diese B-Klasse ist richtig schnell. | Der Plug-in-Hybrid spart Steuer. Wohlgemerkt: Die 1,4 Liter pro 100 km entstehen, nachdem 77 km rein elektrisch zurückgelegt wurden. |
Ökotrend-Wertung | 3+ | 2- |
B 160d | B 180d | |
Motor / Hubraum | R4-Turbo / 1461 cm3 | R4-Turbo / 1461 cm3 |
Getriebe (man. | automat.) | 6-Gang | – | 6-Gang | 7-G.-Doppelkupplung |
kW (PS) bei 1/min | 70 (95) / 4000 | 85 (116) / 4000 |
Nm bei 1/min | 240 / 1750-2500 | 260 / 1750-2750 |
Höchstgeschwindigkeit | 188 km/h | 200 km/h |
0–100 km/h | 12,7 s | 10,9 s |
Normverbrauch (Mix) | 4,1 l D | 4,1 l D |
Abgas CO2 | 109 g/km | 109 g/km |
OPF • SCR-Kat.* / AdBlue-Tankgröße | – • ja / 23,8 Liter | – • ja / 23,8 Liter |
Grundpreis | 30.416 | – Euro | 31.576 | 33.670 Euro |
Fazit | Ähnlich wie beim B 160 Benziner ist auch die Diesel-Basis eher von der langmütigen Sorte. Sie auch? Dann passt der 160d, sonst lieber 180d. | Bedeutet Ihnen Ausstattung mehr als Antrieb, ist der 180d der richtige Diesel für Sie – aber nur mit Schaltgetriebe, sonst lohnt schon der 200d. |
Ökotrend-Wertung | 3+ | 3+ |
B 200d | B 220d | |
Motor / Hubraum | R4-Turbo / 1950 cm3 | R4-Turbo / 1950 cm3 |
Getriebe (man. | automat.) | – | 8-G.-Doppelkupplung | – | 8-G.-Doppelkupplung |
kW (PS) bei 1/min | 110 (150) / 3400-4400 | 140 (190) / 3800 |
Nm bei 1/min | 320 / 1400-3200 | 400 / 1600-2600 |
Höchstgeschwindigkeit | 219 km/h | 234 km/h |
0–100 km/h | 8,3 s | 7,2 s |
Normverbrauch (Mix) | 4,2 l D | 4,4 l D |
Abgas CO2 | 112 g/km | 127 g/km |
OPF • SCR-Kat.* / AdBlue-Tankgröße | – • ja / 23,8 Liter | – • ja / 23,8 Liter |
Grundpreis | – | 35.932 Euro | – | 39.264 Euro |
Fazit | Der Zweiliter mit dem Verbrauch eines 1,5ers – unser Tipp. Automatik Serie, Allrad für 2558 Euro optional. Auch hier ist Frontantrieb besser. | Souveräner Dieseldampf für Vielfahrer mit Zeitdruck. In der Praxis genauso sparsam wie der 200d, nur zügiger. Auch hier optional mit Allrad. |
Ökotrend-Wertung | 2- | 2- |
* SCR = Selective Catalytic Reduction: Stickoxide (NOX) werden in Stickstoff (N2) und Wasser (H2O) umgewandelt.; ** Leistungsangaben für Systemleistung |
July 05, 2020 at 11:00AM
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