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Sunday, July 5, 2020

Saisonstart in der Formel 1: Kann Red Bull den Heimvorteil nutzen? - DER SPIEGEL

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Die Formel 1 startet fast vier Monate nach dem ursprünglich geplanten Auftakt in die Saison. Eigentlich waren 22 Rennen angesetzt, wegen der Covid-19-Pandemie stehen derzeit acht Events im angepassten Kalender - 15 sollen es insgesamt werden. Los geht es am Nachmittag in Österreich (15.10 Uhr Liveticker SPIEGEL.de; TV: RTL und Sky), wo erstmals in der Geschichte der Formel 1 innerhalb einer Woche zwei Rennen auf einer Strecke ausgetragen werden. Die Teams stehen vor großen Herausforderungen (Lesen Sie hier mehr zu den Corona-Regeln der Formel 1) und auch sportlich wird es ein anspruchsvolles Jahr.

Was ist seit dem abgesagten Rennen in Australien passiert?

Es wird für alle Teams ein Kaltstart. Die Testläufe in Barcelona waren im Februar, seitdem wurden die Boliden nicht mehr getestet, da inoffizielle Tests in aktuellen Autos nicht erlaubt sind. Zwischenzeitlich waren die Fabriken der Rennställe sogar zwei Monate komplett geschlossen. Trotzdem sind sie mit Updates nach Spielberg gereist. Die Verbesserungen konnten - bis zum Training am Freitag - aber nur im Windkanal oder virtuell ausprobiert werden. Die Fahrer wiederum konnten monatelang nur an ihrer Fitness arbeiten oder im Simulator üben.

Was verändert sich durch den verspäteten Saisonstart?

Für die Teams und Fahrer wird es, neben den Corona-bedingten Umstellungen im Rennalltag, vor allem darum gehen, ein Gefühl für die richtige Strategie zu entwickeln. Wie viel Risiko wird bei Überholmanövern eingegangen? Wird die Startaufstellung noch wichtiger? Oder das Reifenmanagement? Denn bei bisher acht bestätigten Rennen fällt jeder Fehler, jeder Ausfall noch mehr ins Gewicht. Andererseits können überraschende Podestplätze in der WM-Wertung viel mehr wert sein. Und ob die Formel 1 als global funktionierender Wettbewerb wirklich eine komplette Saison wird bewältigen können, ist beim derzeit weltweiten Infektionsgeschehen ungewiss.

Wer geht als Favorit ins Rennen?

Die Pause hat die Hierarchie in der Formel 1 nicht durcheinandergewirbelt. Mercedes bleibt das mit Abstand stärkste Team. Die erste Poleposition der Saison ging an Valtteri Bottas, Weltmeister Lewis Hamilton ist wie in den Jahren zuvor aber deutlich stärker einzuschätzen. Dahinter kommt Red Bull mit Max Verstappen, der in diesem Jahr die letzte Chance hat, zum jüngsten Weltmeister der Geschichte aufzusteigen.

Wie geht es mit dem DAS-System von Mercedes weiter?

Es war die Überraschung der Testfahrten in Barcelona: Hamilton konnte dank des "Dual-Axis-Steering"-Systems (DAS) sein Lenkrad nicht nur zur Seite, sondern auch nach vorn und hinten bewegen. So hofft Mercedes, die Reifentemperaturen besser kontrollieren zu können. Das Weltmeister-Team setzt die neue Technik auch in Österreich ein, der Motorsport-Weltverband Fia hat einen Protest von Red Bull abgewiesen. In diesem Jahr ist DAS damit legal, kommende Saison wird es jedoch verboten sein. Noch ist unklar, ob andere Teams für ein halbes Jahr zu Nachahmern werden.

Kann Red Bull Mercedes in Österreich wieder schlagen?

In den vergangenen beiden Jahren hieß der Sieger in Spielberg Verstappen. Das hatte Gründe: Die Silberpfeile kämpften bei großer Hitze mit Problemen im Kühlsystem, 2019 zeigte das Thermometer in der Steiermark deutlich über 30 Grad an. Davon profitierte Red Bull, wie auch von der Höhe der Strecke. Der Große Preis von Österreich wird auf 690 Metern ausgetragen, bei diesen Bedingungen funktioniert der verhältnismäßig große Turbolader von Motorenlieferant Honda besser. In diesem Jahr soll es jedoch nicht so heiß werden, zudem brauchte Red Bull in den vergangenen Jahren ein paar Rennen, um die Bestform zu erreichen. Heimvorteil unwahrscheinlich.

Wie ist die Lage bei Ferrari?

Die Scuderia war die große Verliererin bei den Testfahrten - und ist es immer noch. Mercedes weit enteilt, Red Bull vorbeigezogen, derzeit eher mit Racing Point auf einem Niveau. Nach eigenen Angaben hatte sich Ferrari nach Australien dazu entschieden, das Auto in vielen Bereichen umzubauen. Nur fertig ist es nicht geworden, der modifizierte SF1000 wird erst beim dritten Rennen in Ungarn ausgepackt. Allzu viel sollten die Ferrari-Fans in Österreich nicht von ihrem Team erwarten, das hat spätestens das Qualifying gezeigt.

Wie geht Sebastian Vettel in sein vermeintlich letztes Jahr?

Als krasser Außenseiter. Für den viermaligen Weltmeister spricht, ohne den ganz großen Druck drauflos fahren zu können. In Österreich hat sich Vettel die Deutungshoheit über das Ende bei Ferrari zurückgeholt, er sei vom Vertragsende überrascht worden. Sein Team wird im Zweifel aber trotzdem auf Charles Leclerc setzen. Das Auto hat deutliche Schwächen und Vettel selbst war in der vergangenen Saison nicht mehr schnell genug. Noch ist unklar, ob er seine Karriere in der Formel 1 oder in einer anderen Rennserie fortsetzen oder eben doch seine Karriere beenden wird.

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July 05, 2020 at 05:09PM
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